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"Denkt doch mal an die Kinder": Holzwickeder entschieden gegen Diamorphinambulanz, während 600 Meter entferntes Bordell überhaupt kein Problem ist


"Denkt doch mal an die Kinder": Holzwickeder entschieden gegen Diamorphinambulanz, während 600 Meter entferntes Bordell überhaupt kein Problem ist

Kommentar von Markus Aserto


 Weltoffen, tolerant, bunt: Mit Bezeichnungen wie diesen schmückt sich die Gemeinde Holzwickede jederzeit gern - und impliziert damit ein Miteinander, in dem jede Person willkommen ist, niemand ausgeschlossen wird, niemand vorverurteilt wird. 
Scheinbar gelten diese selbstgewählten Attribute allerdings nur so lange, bis sich die Gelegenheit bietet, sie tatkräftig unter Beweis zu stellen. 
Als Anfang September des letzten Jahres feststand, dass ab dem 1. November 2020 im Holzwickeder Gewerbegebiet an der Wilhelmstraße eine Diamorphinambulanz eröffnen würde, witterten Parteien wie die CDU im Gemeinderat schnell die Chance, das Schicksal suchtkranker Menschen, kurz vor der anstehenden Kommunalwahl, zu politischen Zwecken zu instrumentalisieren.

„Wir machen uns Sorgen über mögliche Auswirkungen für unsere Bürgerinnen und Bürger, [und] auf das Wohnumfeld unseres Ortes", teilt die Holzwickeder CDU Anfang September 2020 in einem Schreiben an die Bürgermeisterin mit.

Spätestens der Umstand, dass in besagtem "Wohnumfeld" seit über 10 Jahren mehrere regional bekannte Bordelle ansässig sind, ohne dass von diesen "Auswirkungen für Bürgerinnen und Bürger" oder das "Wohnumfeld" angenommen werden, entlarvt die plötzliche Bestürzung der Holzwickeder CDU, unmittelbar vor der Kommunalwahl, als reinen Populismus!



Das Rotlichmilieu. In Holzwickede wohl willkommener, als die Möglichkeit, Suchtkranken zu helfen.


Doch von der politischen Instrumentalisierung ganz abgesehen: Wie glaubwürdig scheint eine Gemeinde, die sich stets auf eingangs thematisierte Ansprüche an sich selbst beruft, sich jedoch augenblicklich in rückwärtsgewandtem, konservativem Gedankengut bettet, sobald es ernst wird? Eine soziale Bankrotterklärung!


Kommentare

  1. Ich bin erschüttert, wie leichtfertig der Kampf um ein paar lächerliche Sitze im Gemeinderat auf dem Rücken Suchtkranker ausgetragen wurde. Und das gerade von Parteien, die sich ansonsten stets Werten wie Toleranz oder Hilfsbereitschaft verschreiben!

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  2. Ein wirklich toller Kommentar!

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